Dienstag, 25. Dezember 2007

Eine Vision

Ich bin ein Mensch, nicht mehr aber auch nicht weniger.
Ich werde nicht in eine Schublade gesteckt, nicht etiquettiert.
Ich bin wertvoll und wichtig, werde anerkannt für das was ich kann und bin.

Genauso kann sich ein Mensch fühlen, der auf meinen Hof kommt.
Genauso soll ein Mensch ankommen und er selbst sein dürfen.
Genauso wird er anerkannt werden für das was er kann und ist.

Keine Nummer mehr sein, nicht in Geschlechts- oder Nationalitätenklischees gesteckt werden, keine Diagnose bekommen, die brandmarkt und aussortiert, nicht nach Äußerlichkeiten und Handicaps beurteilen, sondern Fähigkeiten und Stärken sehen, das ist ein Ideal, das ich umsetzen möchte.

Ich frage mich manchmal, warum wollen wir alle gleich sein, warum ist Gleichheit oft soviel wichtiger als die Unterschiede, die jeden einzigartig und zu etwas Besonderem machen? Warum ist oft sogar ein gleicher Sprachgebrauch notwendig, um Teil einer Gemeinschaft sein zu dürfen? Bin ich ein anderer Mensch, wenn ich andere Worte benutze? Ja, natürlich, aber was ist daran so schlimm? Sind wir nicht alle anders und grundlegend verschieden und ist es nicht genau das, was uns miteinander verbindet? Warum soll ich mich verbiegen und anpassen, nur um wie du zu sein, wenn es uns beiden doch mehr bringt, die Fähigkeiten und Stärken von uns beiden zu nutzen?

Meine ersten Freundinnen im Kindergarten waren eine Italienerin und eine Halbafrikanerin. Als Kind war mir das nicht bewußt, sicher, sie sahen etwas anders aus und konnten andere Wörter sprechen als ich, aber für ein Kind sind die Unterschiede ohnehin viel deutlicher und die Welt vielfältiger, ohne dass es eine Einteilung vornimmt und Kategorien bildet.

Später war ich auf einer Mädchenschule, die Unterschiede zwischen uns waren riesig, manche waren gut in Deutsch, andere in Mathe oder Sport, manche konnten gut im Team arbeiten, manche lieber allein. Auf der Uni wurde ich dannn mit jungen Männern konfrontiert, die bei jedem, was ich nicht konnte "typisch Frau" sagten, obwohl ich genug Frauen kannte, die die betreffende Fähigkeit hatten. Ich wehrte mich dagegen, mit meinen individuellen und sicher nicht geschlechtsspezifischen Schwächen trotzdem für das gesamte Geschlecht geradestehen zu müssen.

Vor kurzem erst machte ich die Erfahrung, dass es in Gruppen, die sich für die gleiche Sache engagieren, auch zu einer erzwungenen Gleichmacherei kommt. Im Bereich der Frauenarbeit gibt es eine unausgesprochene aber absolut verbindliche Sprachregelung, die jeden früher oder später ausstößt, der sich nicht daran hält. Auf der Basis von scheinbarer Einigkeit und Harmonie wird jede Form von Individualität als Verrat empfunden, wer nicht "Gästinnenzimmer" und "Rechtsanwältinnenkongress" sagt, gehört nicht dazu. Ich bin garantiert tolerant im Denken und Handeln, auch wenn ich diese Wortungetüme nicht benutze und mich diesem Sprachdiktat nicht unterordne.

Ich möchte daher einen Ort schaffen, wo Unterschiede nicht zu Hass und Streit oder gar Ausschluss führen, sondern wo Unterschiede als Chance gesehen werden. Wo man mit unterschiedlichen Standpunkten, Herangehensweisen und Ideen sich gegenseitig voranbringen und sich weiterentwickeln kann. Jeder Einzelne ist ein Unikat und damit von allen anderen verschieden. Dies zu sehen und anzuerkennen öffnet den Weg zu einem Miteinander von Mensch zu Mensch, über alle Unterschiede hinweg.

Samstag, 22. Dezember 2007

Eine teure Mammographie wird im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung von den Krankenkassen bezahlt, die sehr viel günstigere, teilweise aussagekräftigere und für den Patienten längst nicht so schmerzhafte Ultraschalluntersuchung dagegen nicht.

Eine teure Venen-OP mit stationärem Aufenthalt, Narkoserisiko, etc. wird bezahlt, die günstigere ambulant durchgeführte Laserbehandlung nicht.

Nach einer hochfrequenten Psychoanalyse mit 3 Sitzungen pro Woche wird von heute auf morgen nichts mehr bezahlt, wenn das Kontingent erschöpft ist und damit das Risiko eines Rückfalls verbunden mit z.B. stationärer Intervention bewußt in Kauf genommen, obwohl man mit Nachsorgesitzungen in den ersten beiden Jahren dieses Risiko locker auffangen könnte.

Ich frage mich, steckt da irgendein System dahinter? Ist das angesichts zunehmend leerer Kassen zu verantworten bzw. vernünftig? Der Einzelne soll vorausschauend handeln, sich gegen alle möglichen Zusatzrisiken finanziell absichern und hier wird so ein Blödsinn verzapft?

Sicher, vielleicht sind das nur Peanuts, aber: "Kleinvieh macht auch Mist".

Dienstag, 18. Dezember 2007

45.000 € sind in Baden-Württemberg gespendet worden, damit ein Wirt gegen das Nichtrauchergesetz klagen kann. Ich fasse es nicht. Nach dem Motto, jeder hat das Recht sich selbst und andere zu zerstören, und das darf ihm auf keinen Fall verwehrt werden.

150 Mio € wurden ausgegeben, um den sagenhaften Jackpot von 45 Mio zu knacken. Dabei wissen viele doch nicht einmal, was sie mit ihrem jetzigen Geld machen können und geben es daher genauso sinnlos wieder aus.

100 Arbeitergehälter für einen Manager, in was für einer absurden Welt leben wir eigentlich? Das sind Dimensionen, die sich ein normaler Mensch nicht einmal ansatzweise vorstellen, geschweige denn in sinnvoller Weise damit umgehen kann. Da fühlt man sich doch völlig erschlagen.

Und ich versuche in meiner grenzenlosen Naivität einen Raum zu schaffen, in dem sich Menschen ihrer Stärken und Fähigkeiten bewußt werden können, sich selbstverantwortlich ihrem Leben und der damit verbundenen Aufgabe stellen und gerade nicht so egoistisch, engstirnig und kurzsichtig denken und handeln wie diejenigen aus o.g. Beispielen.

Aber ich komme mir schon wie der Hofnarr vor.

Sonntag, 9. Dezember 2007

Der Mensch ist ein Einzelner. Er kommt allein auf die Welt und stirbt allein. Er kann nicht allein leben, das ist klar, er kommt in eine Welt, in der bereits viele andere Menschen sind und mit denen er zurechtkommen und sich arrangieren muss. Das jedoch heißt nicht, sich nur stillschweigend einzuordnen und anzupassen.

Oft wird vergessen, welche Macht und welchen Einfluss gerade der Einzelne hat bzw. hätte, wenn er sich das klarmachen und dementsprechend handeln würde. Das soziale Umfeld scheint eine bedingungslose Einordnung in die bestehenden Verhältnisse zu fordern, z.B. um den Arbeitsplatz zu erhalten, angesehen und anerkannt zu werden, oft jedoch zu dem Preis, individuelle Fähigkeiten und Talente, ja das eigene Denken und Entscheiden aufgeben oder verleugnen zu müssen.

Ist es Trägheit, die viele Menschen dazu verleitet, sich wie die Mehrheit zu verhalten?Ist es Faulheit, weil man nicht selbst nachdenken möchte und den unbequemen Weg scheut, zu seiner eigenen Meinung zu stehen und sie anderen gegenüber vertreten zu müssen?Ist es Gedankenlosigkeit, einfach so weiterzumachen wie zuvor, weil man es kennt, sich nicht umstellen will, Angst vor dem Neuen, Unbekannten hat und weil es bisher doch auch funktioniert hat?

Oft entschuldigen wir uns, indem wir darauf verweisen, dass es nichts nutzt, wenn ich als Einzelner mich richtig verhalte oder meine Gewohnheiten umstelle oder etwas Neues versuche, wenn alle anderen weitermachen wie bisher. Was bringt ein einzelner Tropfen sauberes Wasser in einer Kloake? Was ein einzelner Unbewaffneter in einer Räuberbande? Ein einzelner Fußgänger in der Autokolonne?

Vielleicht anfangs tatsächlich nichts, aber denken wir an die SOS-Kinderdörfer, das Rote Kreuz, Menschen für Menschen, von Einzelnen begonnen und inzwischen anerkannte Beispiele für Mitmenschlichkeit, gegenseitige Hilfe und Verantwortungsbewußtsein, Beispiele dafür, dass es auch anders geht. Wenn ich mich mich dafür entscheide, mir eine bessere Welt zu wünschen und dafür mein Möglichstes tue, leiste ich meinen Beitrag dazu, ein kleiner Schritt, ein wichtiger Schritt, unabhängig davon, wie lange der Weg dorthin sein wird.

Ich will mir nicht vorwerfen müssen, dass ich nichts getan habe, nur weil ich mich nicht getraut habe, mich von der Mehrheit abzuheben und zu meiner Überzeugung zu stehen.

Ich will mir nicht vorwerfen müssen, mich resigniert zurückgezogen zu haben, nur weil mir die Umstände so aussichtslos erschienen und mein Beitrag so furchtbar klein.

Ich will mir nicht vorwerfen müssen, entgegen meiner Überzeugung geschwiegen und stillgehalten zu haben, nur weil es mir zu mühsam und sinnlos erschien, meinen Standpunkt zu verteidigen und dafür zu arbeiten.

Do your part and go

Ich gehe daher los, schaue nicht nach hinten und warte nicht auf die anderen, die noch zögern oder sich nicht recht trauen oder sich nicht entscheiden können. Überzeugen kann ich nur, wenn ich selbst losgehe, und zwar unabhängig davon, ob mir jemand folgt oder nicht. Und ich garantiere, damit werde ich überzeugen. Und wenn ich nur einen Einzelnen damit zum Nachdenken bringe, wird es vorwärtsgehen.

Sonntag, 2. Dezember 2007

Inzwischen bin ich Genossenschaftsmitglied bei Greenpeace-energy und der GLS-Bank geworden. Und bei einer einmaligen Anteilszahlung von € 55.- bzw 100.- ist das glaube ich durchaus machbar und den meisten zuzumuten.

Also, einfach auf die Homepage der Organisationen gehen, sich mal ein bisschen schlau machen, vielleicht auch staunen, was mit dem Geld erreicht werden kann und mitmachen. Ich wünsche mir wirklich, dass weniger ideell dahergeredet und viel mehr einfach getan wird. Und dabei bricht einem doch wirklich kein Zacken aus der Krone, oder?

Eine schöne und besinnliche Adventszeit