Freitag, 29. August 2008

Erziehung - Wer erzieht wen

Es gibt einen Spruch: "Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist es dann zwangsläufig das Buch?" In Analogie dazu möchte ich sagen: "Wenn der Erwachsene das Kind für schwierig hält, liegt es dann zwangsläufig am Kind?"

Erziehung bedeutet leider oft, dass Kinder erzogen werden, und wenn das nicht gelingt, liegt es an unfähigen Eltern, so dass "Fachkräfte" das Ruder in die Hand nehmen. Wenn das auch nicht zum gewünschten Resultat eines braven, angepassten Kindes führt, wird das Kind abgestempelt als schwierig, krank, asozial, mit kriminellen Tendenzen o.ä.

Selten führt man sich vor Augen, dass es hier um einen Prozess geht, bei dem zwei oder mehr Menschen beteiligt sind. Dass es sich um einen Austausch handelt, um gegenseitiges Spiegeln. Nicht umsonst heißt es, gerade Kinder und Jugendliche bringen Erwachsene locker auf die Palme, weil sie unterschwellig genau spüren, wo die Schwachpunkte liegen und natürlich erfahren wollen, was dahintersteckt, nicht aus bösem Willen oder Provokation, sondern aus Neugier und als Beziehungsangebot.

Es ist meine Aufgabe als Erwachsener zu fragen, wie ich mit meinen Schwachpunkten umgehe, ob ich sie verstecke und dementsprechend ärgerlich werde, wenn sie vom Kind erkannt und aufgedeckt werden, ob ich dazu stehe und ihm damit zeige, ja, du hast recht, Erwachsene sind nicht vollkommen und letztlich auch nur etwas größere Kinder, oder ob ich mich, wie es leider oft im Bereich der Erziehung geschieht, auf meine überlegenere Position zurückziehe und damit signalisiere, du kleiner Zwerg hast hier gar nichts zu vermelden und wenn du dich nicht dran hälst, wirst du schon sehen, was du davon hast, sprich Taschengeld streichen, fernsehen, weggehen, telefonieren verbieten und ähnliche Scherze. Das wird dann euphemistisch mit "Kinder brauchen klare Grenzen" legitimiert.

Ich kann nicht vom Kind erwarten, dass es einen Fahrradhelm trägt, wenn ich selbst als Erwachsener keinen trage. Ich kann nicht verlangen, sich vor dem Essen die Hände zu waschen, wenn ich selbst sie mir nicht wasche. Ich kann nicht mein Recht auf Privatsphäre durchsetzen, mein Zimmer oder meine Schränke abschließen und gleichzeitig Zimmer, Schränke und Taschen des Jugendlichen inspizieren - die Begründung, dass er lernen soll Ordnung zu halten und dass das kontrolliert werden muss, ist nur allzu durchsichtig, da gibt es andere Wege.

Wollen wir unsere Kinder und Jugendliche tatsächlich auf diesem Niveau "erziehen"? Wollen wir ihnen tatsächlich einen meiner Meinung nach total veralteten Umgangsstil "Ober-sticht-Unter" vermitteln, damit sie möglichst frühzeitig erfahren, wie es im späteren Leben zugeht, und dass es besser ist, seinem Vorgesetzten nicht ans Bein zu pissen, wenn man auch in Zukunft dort arbeiten will? Massenarbeitslosigkeit und drohender Jobverlust als Keule, die jeden zum Schweigen, Nicken und Unterordnen nach oben und Tyrannisieren nach unten bringt? Brecht nannte das Radfahrermentalität - viel scheint sich seither leider nicht geändert zu haben.

Erziehung ist ein Lernprozess, nicht nur in erster Linie für den Heranwachsenden, sondern gerade auch für den Erwachsenen, und oft erscheint es mir viel sinnvoller, Erwachsene von Kindern erziehen zu lassen als umgekehrt. Das Bild vom Kind, das erst noch lernen muss, wie man sich in der Gesellschaft benimmt, das zurechtgestutzt werden muss, ist meiner Meinung nach grundfalsch. Angepasste Ja-Sager, die den Weg des geringsten Widerstandes gehen gibt es genug. Das Potential des jungen Menschen liegt in seiner Kreativität, Neugier und Offenheit. Ihm dafür einen Raum zu geben, das ist Aufgabe von Erziehung.

Wir hätten eine andere Gesellschaft, wenn wir uns als Erwachsene tatsächlich darauf einlassen und Kindern und Jugendlichen mit Respekt und Achtung begegnen würden. Sie haben mindestens genauso viel, meist sehr viel mehr zu geben als wir selbst. Lassen wir uns diese Chance nicht entgehen.

Donnerstag, 28. August 2008

Verschenkaktion

Idee:
3 Päckchen für Unbekannte packen und darüber informieren, jeder der will, kann sich melden. Die Beschenkten greifen die Idee auf, packen auch wieder 3 Päckchen, etc. Es geht nicht darum, irgendwelchen Schund loszuwerden oder Lockangebote von einem Geschäft als versteckte Werbung, sondern tatsächlich um liebevoll zusammengestellte Päckchen, wie man sie seinen besten Freunden schenken würde. Die ersten 3 Päckchen können per mail bei mir angefordert werden: inga.wocker@atomstromfrei.de

Hintergrund:
Nicht immer nur, was biete ich an für Geld bzw. umgekehrt, was bekomme ich für Geld, nicht immer nur an Freunde verschenken, die vielleicht ohnehin wieder zurückschenken, sondern an Fremde, um neue positive Impulse in das ganze System zu bringen und damit insgesamt das Niveau an Freigebigkeit und Großzügigkeit anzuheben.

Assoziationen:
Schenken ohne Gegenleistung, an Leute, die ich nicht kenne in der Hoffnung, dass sie sich davon anstecken lassen und ebenfalls anfangen zu schenken, besseres Miteinander, Fürsorge, Analogie von Mutter und Kind, meine Freude liegt bereits im Geben/Schenken, der andere kann sich ebenfalls eine Freude machen und auch schenken. Statt hin und zurück ausweiten des Netzes, weltumspannend. Aber auch umdenken beim Empfänger, ich bekomme etwas ohne etwas geleistet zu haben, ohne dafür zahlen zu müssen, ohne dem Gebenden etwas zurückschenken zu müssen (Schenkzwang), ich kann dankbar sein, stehe aber nicht in der Schuld des anderen und kann selbst entscheiden, ob und wie ich mich revanchiere "in der Welt".

Samstag, 23. August 2008

Verlag Inga Wocker

Nachdem mein Verlag in den letzten Jahren eher hobbymäßig vor sich hin gedümpelt ist, habe ich jetzt beschlossen, die Sache doch ein wenig ernsthafter zu betreiben und zumindest mal die Reste der Altbestände zu verkaufen.

Dazu habe ich ihn hier in Oberndorf neu angemeldet und in meinem Geburtsort abgemeldet. Für die Haupttitel habe ich ISBN beantragt und sie im VlB registriert. Über Amazon gibt es die Möglichkeit, dass Interessierte wie beim Stöbern in der Buchhandlung direkt ins Buch reinlesen können. Da das ja ein wesentlicher Teil bei der Buchauswahl ist, habe ich gleich mitgemacht und je ein Belegexemplar zum Einscannen hingeschickt.

Jetzt bin ich mal gespannt, wie es weitergeht.

Mittwoch, 20. August 2008

Ich kann mich noch daran erinnern wie ich als Kind fasziniert die Olympischen Spiele verfolgt habe. Hingerissen staunte ich über die Leistungen der Zehnkämpfer und Läufer, der Hochspringer, Turner und Kugelstoßer. Es war aufregend die Rennen zu sehen, die Athleten, die Anspannung vor dem Start, den Jubel der Sieger.

Ja, damals. Heute ist die Faszination und die Bewunderung vor den Leistungen der Sportler veflogen. Selbst wenn einer einen neuen Rekord aufstellt oder etwas Besonderes macht, es bleibt die Skepsis, ich bin misstrauisch, das kann doch nicht mit rechten Dingen zugegangen sein.

Doping hat nicht nur die Sportler sondern den gesamten Sport vergiftet, nie mehr werde ich mich naiv über einen Sieg freuen, Olympia bzw. der Sport hat seine Unschuld verloren, der Zauber ist weg. Und da nützt es auch nichts, dass vielleicht doch viele oder einige oder wenigstens ein paar (?) nicht dopen und ihre Leistungen hart erarbeiten. Das ist die eigentliche Ungerechtigkeit, denn den miesen Ruf müssen alle Sportler ausbaden.

Samstag, 16. August 2008

Hier ein Gastbeitrag zum Patchworkhof, danke Ina
www.kreative-strukturen.de

Mittwoch, 13. August 2008

Am Wochenende war mein erster Feriengast hier.
Die ersten Fairprodukte sind geliefert worden.
Und heute habe ich meinen Pachtvertrag geändert, so dass ich zum nächsten Jahr auch mit der Landwirtschaft anfangen kann.

Die ersten Schritte, einiges liegt noch vor mir, aber ich bin zuversichtlich, es geht voran.

Dienstag, 5. August 2008

Schafft das Finanzamt ab

Warum kann der Staat die nötigen Gelder für Straßenbau, Schulen und Universitäten, Kultureinrichtungen, Sozialleistungen etc. etc. nicht wie eine gemeinnützige Organisation einsammeln? Ich bin mir ziemlich sicher, dass dadurch mehr Transparenz und Übersicht entstehen würde: wo gehen Steuergelder bzw. dann Spenden tatsächlich hin, wie werden sie verwendet und bin ich damit einverstanden, der Staat müsste sich also anstrengen, um mich von seinen Vorhaben zu überzeugen und ich könnte aktiv mitentscheiden, ob ich die Subventionierung von Großunternehmen unterstützen will oder lieber den Ausbau regenerativer Energien.

Gleichzeitig würde ein ganz anderes Selbstverständnis entstehen, denn wenn ich mich wie derzeit vom Finanzamt massiv genötigt und bedrängt fühle und es immer sofort zur Stelle ist, wenn auch nur der winzige Verdacht besteht, ich könnte Geld haben und dem Staat nichts davon abgeben, zahle ich nur widerwillig, fühle mich ungerecht behandelt, gemaßregelt, bevormundet und setze vielleicht aus reinem Trotz alles daran, das Geld tatsächlich am Fiskus vorbeizuschmuggeln. Durch eine freiwillige Abgabe jedoch, bei der ich genau sehe und berichtet bekomme, was mit dem Geld tatsächlich gemacht wird, gebe ich sehr viel bereitwilliger, freue mich über die Ergebnisse und bin dementsprechend sicher auch großzügiger.

Es ist nicht mehr ein Eltern-Kind-Verhältnis, bei dem der eine fordert und der andere folgen muss und wenn nicht dementsprechend bestraft wird, sondern eine Kooperation, bei der beide Partner wissen, dass das Geld sinnvoll eingesetzt wird und im Endeffekt allen zugute kommt.