Dienstag, 2. August 2011

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Netzwerken heißt "Zusammenarbeiten", und ganz konkret geht es darum, Kräfte, Energien, Kontakte, Wissen und noch viel viel mehr zusammenzubringen und miteinander zu teilen. Gerade in der Politik ein typisches positiv besetztes Schlagwort in aller Munde. Die Realität? Viel zu oft Fehlanzeige.

Ein aktuelles Beispiel dazu kommt von Claudia Groth, 1. Vorsitzende Kinder Pflege Netzwerk e.V. (Auszüge aus ihrem Bericht bei Nischenthema)

"Zurzeit wird der Start der neuen Internetplattform „pflegen-und-leben“ in vielen Medien verkündet. Die Idee dahinter ist, dass pflegende Angehörige online Fragen und Probleme im Zusammenhang mit der häuslichen Pflege an ein geschultes Psychologenteam richten können. Im weitesten Sinne handelt es sich um ein Präventionsprojekt, um Belastungen abzumildern und Überlastungssituationen zu vermeiden (Stichwort: Gewalt in der Pflege)."

Klingt toll, doch schnell wird deutlich, hier geht es - wieder einmal - nur um die älteren Pflegebedürftigen, Kinder und Jugendliche bleiben - wie so oft - außen vor, die Eltern dazu in ihrer Hilflosigkeit allein. Wieso, weshalb, warum, wer ist hier so kurzsichtig oder an was liegt es, dass diese Gruppe schon wieder ausgeschlossen wird? Es hängt an den Zuständigkeiten und natürlich - am Geld, sprich, die Plattform wird mit Geldern aus dem Bundesaltenplan finanziert und damit..., sorry, kein Eintritt für junge Hüpfer.

"Entschuldigung, da hört bei mir als Mutter eines schwerbehinderten Kindes mit Pflegestufe 3 der Spaß auf. Die Erfahrung, zwischen allen Stühlen zu sitzen, machen Familien mit einem behinderten oder chronisch kranken Kind allzu oft. Eine Stelle verweist an die andere und fühlt sich im Zweifel erst einmal nicht zuständig. Dieses Projekt ist eines von vielen Beispielen, die zeigen, dass die betroffenen Familien sehr häufig außen vor bleiben – wegen der Zuständigkeit."

Ich kann da Claudia Groth nur zustimmen. Diese Internetplattform will eine Anlaufstelle für "Angehörige von Pflegebedürftigen" sein, und nicht für "Angehörige von Pflegebedürftigen über 50". Dazu sollte es möglich sein, dass die beteiligten Organisationen und Behörden ZUSAMMENARBEITEN, also keine "Schnittmenge" sondern eine "Vereinigungsmenge" bilden. Wenn das nicht gelingt und sich Eltern von pflegebedürftigen Kindern und Jugendlichen wie der sprichwörtlich "letzte Arsch" vorkommen, ist das ein absolutes Armutszeugnis und nicht zu entschuldigen. Gerade hier sollte man über seinen bürokratischen Schatten springen können, unabhängig von Fördergeldern und kleinkarierten Zuständigkeiten. Es ist lächerlich, so ein Angebot einzurichten, und (geschätzt) ca. 150.000 pflegende Angehörige von Kindern und Jugendlichen von vorneherein auszuschließen.

Das gibt die "saure Internetzitrone" für die Bundesfamilienministerin, die projektverantwortliche Catania und die Ombudsfrau zur Entbürokratisierung in der Pflege, Herzlichen Glückwunsch!

Dass es auch anders geht, zeigt das Kinder Pflege Netzwerk e.V., wo Netzwerken tatsächlich praktisch gelebt wird und nicht nur ein schönes Schlagwort ist. Ein Netzwerk ist natürlich nach allen Seiten offen und lebt von der Netzwerkerpower, also wer mitmachen möchte, kann sich direkt an Claudia Groth vom Kinderpflegenetzwerk wenden oder an Ina Müller-Schmoß von Nischenthema, wo man bloggend zur Verbreitung von solchen wichtigen aber oft vernachlässigten Randthemen beitragen kann.

1 Kommentare:

Am/um 3. August 2011 um 15:51 , Anonymous Claudia Groth meinte...

Vielen Dank für die Kommentierung und Übernahme des Beitrags hier auf patchworkhof. Die Geschichte geht übrigens weiter, nachzulesen auf http://is.gd/sotI72 .
Und es wird leider nicht besser ..

Beste Grüße, Claudia Groth

 

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