ostewert ag - nicht diese Häme
Federn lassen und
dennoch schweben - das ist das Geheimnis des Lebens. (Hilde Domin)
Was soll die Häme
über den Insolvenzantrag der ostewert ag? Was sollen Sätze wie "die
meisten Oberndorfer haben ausgeträumt"? Wieso diese
Endgültigkeit, dieses düstere Bild von: Oberndorf hat es nicht
geschafft?
Ein
Pharmaunternehmen muss hunderte von Substanzen testen, um vielleicht
eine handvoll zu finden, die als neue Medikamente infrage kommen,
zahlreiche Menschen sind abgestürzt, bevor sich der Traum vom
Fliegen erfüllte, Bücher oder Filme, die zum allgemeinen Kulturgut
gehören, hätten nie das Licht der Welt erblickt, wenn ihre Autoren
und Produzenten nach den ersten Misserfolgen bereits das Handtuch
geschmissen hätten.
Wir sind Goldgräber
und dazu gehört Geduld und Ausdauer und das Wissen um die
Langwierigkeit des Prozesses. Dörfer, die über Jahrzehnte hinweg
heruntergewirtschaftet und abgehängt wurden, lassen sich kaum in ein
paar Jahren wieder zur Blüte bringen.
Das
Insolvenzverfahren der ostewert ag ist ein Tiefschlag, zugegeben, das
stecken weder Mitarbeiter noch Aktionäre so ohne weiteres weg, die
Stimmung ist am Boden, Sprachlosigkeit, Enttäuschung, Frust,
Depression, Resignation. Wie soll es jetzt weitergehen, kann es
weitergehen, ja muss es nicht geradezu weitergehen?
Wir kennen das doch
bereits: die Schulschließung, obwohl soviel an Energie,
Ideenreichtum, Zeit und Engagement in den Protest und den Erhalt
gesteckt wurde. Auch da sah es nach Niederlage und Verlust aus und
jetzt? Was keiner geglaubt hat ist inzwischen Realität, Oberndorf
hat wieder eine Schule, Familien ziehen hierher, bringen neue Kraft
und Energie mit, es geht weiter.
,
Auch wenn wir uns
das vielleicht gerade nicht vorstellen können, vielleicht aber doch?
Es wird weitergehen, die ostewert ag ist ein Projekt unter vielen,
eins, das im Moment noch nicht einmal endgültig gescheitert ist. Und
viele andere Projekte zeigen doch ganz klar, dass Oberndorf auf dem
richtigen Weg ist:
Genossenschaft: die
oberndorfer eg - die "Mutter aller Dorferneuerungsprojekte"
- erwirtschaftet solide Gewinne und unterstützt damit weitere
Projekte.
Museum: die
ehemalige Heimatstube hat ein völlig neues Konzept bekommen, die
Eröffnung fand vor kurzem statt.
Hallo Nachbar: das
Nachbarschaftstreffen läuft bereits im 4. Jahr und wird von Menschen
aus nah und fern gerne besucht.
Und das sind nur
drei Schlaglichter, die dieser kleine Ort zu bieten und mit viel
Eigeninitiative auf die Beine gestellt hat.
Strukturen schaffen,
das war der Ausgangspunkt unseres Weges, als wir uns 2010 im Rahmen
der Dorferneuerung an die Arbeit gemacht haben. Wir haben feste Orte,
wo Bürger zusammenkommen und Ideen und Projekte austauschen und
gemeinsam planen können wie die Schule, die Kombüse oder den
Ostekieker und das Forum als festen Zeitpunkt 1x im Monat, der dafür
sorgt, dass es weitergeht, dass neue Leute dazustoßen und frischen
Wind und unverbrauchte Kraft mitbringen.
Naturlich machen wir
weiter - Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.