Donnerstag, 31. Juli 2008

Letzte Zeugen (Katalog Weltbild)

Unter Sachbuch-Bestseller habe ich heute auf der gleichen Seite zwei Bücher entdeckt:

Rochus Misch, Der letzte Zeuge, "Ich war Hitlers Telefonist, Kurier und Leibwächter", Mit einem Vorwort von Ralph Giordano

Dorothee von Meding, Hans Sarkowicz, Der Letzte Zeuge des 20. Juli 1944, Philipp von Boeselager - Stauffenbergs Helfer

Was bedeutet es, wenn mit annähernd gleichem Vokabular so völlig verschiedene Biographien fast gleichgesetzt werden, wenn es genügt, dabeigewesen zu sein, gleichgültig bei was eigentlich und mit welcher Intention. Aufgrund des zeitlichen Abstands ist nur noch bedeutsam, dass man Wissen hat, das heute eben nur noch wenige haben können.

Wird es irgendwann auch gleichgültig sein, ob ich als Atomkraftgegner oder als Politiker, der der Laufzeitverlängerung zugestimmt hat "dabei" war? Ob ich mich für den Frieden eingesetzt oder weitere Kriegseinsätze befürwortet habe? Was bedeutet mein persönliches moralisches Engagement, wenn es wie bei der Olympiade in China nur noch heißt "Dabeisein ist alles".

Donnerstag, 24. Juli 2008

Streubomben (Info Ohne Rüstung Leben)

"Deutschland hat zwar in der jüngeren Vergangenheit niemals Streubomben eingesetzt, doch deutsche Firmen gehören zu deren wichtigsten Herstellern und Exporteuren"

Ich frage mich immer, wie sich solche Firmen halten können. Ist den Mitarbeitern nicht klar, an was sie da arbeiten? Ist ihnen nicht klar, was mit den Produkten angestellt wird? Dass durch ihre Arbeit Menschen zerfetzt, getötet oder schwerverletzt und verkrüppelt werden? Kann man das tatsächlich tagein tagaus als Broterwerb machen und dafür auch noch Geld kassieren?

Während meiner Arbeit sollte ich einmal für einen Vorgesetzten eine Statistik erstellen, die ich für absolut sinnlos und nicht aussagekräftig hielt. Ich begründete meinen Standpunkt klar und einleuchtend wie ich dachte, hatte aber keine Chance und musste diese Arbeit trotzdem erledigen. Ich habe kurz darauf die Konsequenzen gezogen und meinen Vertrag nicht verlängern lassen.

Ist Deutschland ein friedliches Land, wenn es für Kriegsländer Munition herstellt? Sind Waffenfabrikanten nicht wie Hehler, die aus dem Schaden der anderen Gewinn erzielen? Klebt nicht auch an fabrikneuen Waffen bereits das Blut der zukünftigen Opfer? Lässt sich die Herstellung tatsächlich vom Gebrauch abspalten?

Vielleicht würden sich doch einige Gedanken darüber machen, wenn die Arbeit in solchen Firmen genauso geächtet wäre und zum Ausschluss aus der Gesellschaft führen würde wie im Mittelalter die der Henker.

Dienstag, 22. Juli 2008

Schule für Wirtschaftskrieg (Radioinfo)

In Paris gibt es eine Schule für Wirtschaftskrieg, ist das nicht absurd? Und die Idee, die allen Ernstes dahinter stecken soll ist, dass damit der richtige Krieg verhindert werden kann.

Sollte es nicht lieber eine Schule für Wirtschaftsfrieden geben, wo man lernt zu kooperieren, fair zu handeln und zu verhandeln und seinen Geschäftspartnern mit Respekt zu begegnen und nicht nur daran zu arbeiten, wie man ihn am besten über den Tisch ziehen kann? Muss ich immer die miesen Tricks und dunklen Winkelstrategien übernehmen, um anerkannt zu werden und mitmachen zu können? Eine Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn-Mentalität kann doch nicht allen Ernstes als Zukunftsbild propagiert werden.

Ich möchte eine Friedensschule gründen, wo genau diese Problematik thematisiert wird. Wie kann Frieden wachsen inmitten einer weitverbreiteten Kriegsmentalität in sehr vielen Lebensbereichen. Was kann man dem entgegensetzen, ohne sich auf die gleiche Ebene zu begeben, wie Alternativen aufzeigen, ohne sich in "Grabenkämpfen" zu verlieren. Ich habe den Eindruck, dass auch viele Organisationen, die durchaus gute Ideen haben und sich für tolle und wichtige Projekte einsetzen, oft leider genauso die Strategien ihrer "Gegner" übernehmen, kämpfen, schlechtmachen, anklagen, fordern, zunehmend auch Gewalt anwenden und rein von den Mitteln her betrachtet keinen Deut besser sind.

Wie Alternativen aussehen könnten und wie sich das praktisch umsetzen lässt, könnte man in so einer Friedensschule gemeinsam erarbeiten. Vielleicht finden sich ja noch Interessenten, dann könnten wir dieses Projekt gemeinsam aufbauen. Mal sehn obs klappt.

Sonntag, 13. Juli 2008

Mitmachen?

Ich habe 10 Spendendosen bestellt, sie sind vor ein paar Tagen bereits mit der Post gekommen. Jetzt muss ich sehen, wie ich sie unter die Leute bekomme. Wenn also jemand Interesse und die Möglichkeit hat, so ein kleines Häuschen aufzustellen und zu betreuen, bitte melden, ich freu mich.

Ansonsten habe ich auch noch den neuen Oberndorf-Flyer anzubieten, A4, 3fach-Faltung, den ich auch z.B. im 10er-Pack zum Verteilen oder Auslegen zuschicken kann, danke.

Donnerstag, 3. Juli 2008

Lieber dafür

ich habe heute mal wieder bei einer Campact-Mailaktion mitgemacht, gegen Genmais, und mich dabei richtig mies gefühlt. Es macht einfach keinen Spaß gegen etwas zu sein, daher habe ich als persönlichen Zusatz zu dem Serientext zumindest auch noch auf www.oekoseeds.de hingewiesen. Es gibt genug Alternativen, und jeder hat schließlich die Möglichkeit zu wählen und damit zu unterstützen. Die ganzen Dagegen-Aktionen nützen doch gar nichts, oder liege ich da falsch? Ich weiß nicht, ob ich in Zukunft überhaupt noch bei solchen Aktionen mitmache.

Dienstag, 1. Juli 2008

Mensch und System - Aus Fehlern lernen

Dass eine Entscheidung revidiert werden kann, dass wir Fehler eingestehen und überdenken können, dass nicht Gesetz und System über Denken und Mensch gestellt werden, das zeichnet eine gute und funktionierende Demokratie aus.

Ich habe vor kurzem nochmal den Film Sophie Scholl, die letzten Tage gesehen, unfassbar und unglaublich. Gleichzeitig sehe ich jedoch erschreckende Parallelen zur Gegenwart.

Die Mitglieder der Weißen Rose sind zwischen die Mühlen von einmal getroffener Entscheidung und dem System geraten: demokratische Wahl von Hitler und gültige Gesetze, die konsequent angewandt tatsächlich nur die Todesstrafe zuließen. Im Film wird aber auch sehr deutlich, wie viele mit diesem Verlauf eigentlich nicht einverstanden waren, aber sich an Eide, Verfassung, einmal getroffene Entscheidungen gebunden fühlten und nicht zugeben konnten, dass jede Entscheidung sich auch als falsch herausstellen kann.

Vattenfall beruft sich auf Zusagen und Genehmigungen von vor Jahren, will diese Zusagen gerichtlich einklagen und kann vermutlich sogar gewinnen, weil wir uns genauso auf Recht und Ordnung und ein funktionierendes Gesetz berufen. Wir nennen uns ordentliche Demokraten in einem freien Staat, wenn wir weiterhin Kohle- und Atomkraftwerke bauen, so unsinnig und gefährlich das für die Zukunft, unseren Planeten und spätere Generationen auch sein mag.

Ausländerbehörden berufen sich auf Gesetze und Vorschriften, wenn sie Menschen abschieben, die lange Jahre hier mitten unter uns gelebt haben, voll integriert waren und ein völlig normales Leben geführt haben. Wir verschließen die Augen davor, wieviele Menschen tatsächlich systembedingt und ungerechterweise abgeschoben werden, abgesehen von Einzelfällen haben wir keine Ahnung, was tatsächlich geschieht, wir werden sagen, wir haben nichts davon gewußt, wenn uns spätere Generationen danach fragen werden.

Wie damals beruft man sich auf Zusagen und Entscheidungen, die irgendwann vor Jahren getroffen wurden, ohne zu bedenken, dass sich inzwischen die Lage und auch die Einstellung der Menschen grundlegend geändert haben können.

Wie damals beruft man sich auf ein gültiges Gesetz, das über Mensch und Gewissen gestellt wird, will lieber den Menschen auf das Gesetz zuschneiden, anstatt einzusehen, dass auch Gesetze zeitabhängig sind und entsprechend veralten können oder in bestimmten Fällen nicht greifen.

Wie damals versteckt man sich hinter Regeln, Vorschriften, Vorgesetzten, tut so, als könne man als Einzelner nichts tun, verweist auf sog. Entscheidungsträger, und das System funktioniert und läuft unerbittlich weiter.

Die Lage hat sich geändert, und wenn es nicht möglich ist, sich an diese neuen Erkenntnisse und Begebenheiten anzupassen, sind wir wie ein schwerer Tanklaster, der sehenden Auges auf ein Hindernis aufläuft, weil er zu schwerfällig und unflexibel ist, um noch zu wenden.

Ist es so schwer zu sagen, wir können uns angesichts unserer Umwelt keine weiteren Zukunftsrisiken mehr leisten, denn diese kosten uns langfristig gesehen das Leben, sehr viel mehr als die paar Milliarden, die der einstweilige Baustopp Moorburg jetzt verursacht. Wer sich angesichts dieser Situation auf Zusagen beruft, die unter völlig anderen Bedingungen getroffen wurden, handelt grob fahrlässig und macht sich strafbar. Sich dazu auch noch auf das Gesetz zu berufen ist blanker Hohn.

Ist es so schwer zu sagen, es ist völlig gleichgültig woher einer kommt und welche Nationalität er hat, jeder kann hier ungestört leben. Ausländer einzuteilen in gute z.B. Fußballer, Informatiker, Unternehmer und schlechte z.B. Arbeitslose, Jugendliche und Alte, zeugt nicht davon, die Menschenwürde zu achten und jedem respektvoll und vorurteilslos zu begegnen.

Zuzugeben, dass man sich geirrt hat und versuchen, einen besseren Weg zu finden ist nicht schlimm. Schlimm ist, auf dem falschen Weg weiterzugehen. Und das gilt für damals wie für heute. Kein System sollte über den Menschen, seine Möglichkeit zum Denken und Handeln gestellt werden, und das heißt auch flexibel und vernünftig bleiben, kein noch so gutes Gesetz kann voraussehen, wie sich die Situation ändert und was langfristig gesehen für uns, unsere Nachfahren und den Planeten das beste sein wird. Aber wir Einzelnen tragen die Verantwortung dafür und müssen dementsprechend entscheiden und handeln.